Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

9 
 April 
 
2016

abgelegt in
09 → Romantik | Novalis

 

DICHTUNG Novalis
LESUNG Christian Brückner
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Muß immer der Morgen wiederkommen? Endet nie des Irdischen Gewalt? Unselige Geschäftigkeit verzehrt den himmlischen Anflug der Nacht. Wird nie der Liebe geheimes Opfer ewig brennen? Zugemessen ward dem Lichte seine Zeit; aber zeitlos und raumlos ist der Nacht Herrschaft. – Ewig ist die Dauer des Schlafs. Heiliger Schlaf – beglücke zu selten nicht der Nacht Geweihte in diesem irdischen Tagewerk. Nur die Thoren verkennen dich und wissen von keinem Schlafe, als den Schatten, den du in jener Dämmerung der wahrhaften Nacht mitleidig auf uns wirfst. Sie fühlen dich nicht in der goldnen Flut der Trauben – in des Mandelbaums Wunderöl, und dem braunen Safte des Mohns. Sie wissen nicht, daß du es bist der des zarten Mädchens Busen umschwebt und zum Himmel den Schoß macht – ahnden nicht, daß aus alten Geschichten du himmelöffnend entgegentrittst und den Schlüssel trägst zu den Wohnungen der Seligen, unendlicher Geheimnisse schweigender Bote.

 
 
8 
 Januar 
 
2016


 

 

Wenn auch für Fasching prädestiniert, rührt der Text an der Seele der Kinder und der Mütter (als auch der “Väter”).
Mein Auge ward feucht – ein Lied für alle Lebenslagen!

Bei all dem oberflächlichen Flaschingsgejohle vielleicht ein Lied, das nicht so ganz in die Faschingrubrik passt und durchaus eine Wettbewerbsverzerrung darstellt.

1.
Bei all den kleinen Kinderlein
Gibt´s manchen großen Schmerz,
Hat´s Püppchen was am Fingerlein
Bricht Mutti fast das Herz;
Dann kommt die Mamma schnell herbei.
Nimmt´s Kindchen auf den Schoß
und sagt bedauernd: Ei, ei, ei,
Was hat mein Kindchen bloß?
Bewegt sie es ans Herze zieht
Und singet ihm zum Trost das Lied.

Refrain
Heile, heile Gänsje, ist bald wieder gut.
Kätzje hot e Schwänzje, ist bald wieder gut.
Heile, heile Mausespeck,
In hundert Jahr ist alles weg!

2.
Und ist das Kindchen größer dann,
Erwacht im Herz die Lieb,
Es dreht sich alles um den Mann,
Den bösen Herzensdieb,
Doch wenn das Herz in Flammen steht,
Vor Liebe, Lust und Glück,
Der Mann gar oft von dannen geht.
Läßt weinend es zurück.
Dann singt die Mutter angst und bang das Lied,
Das Lied, das sie dem Kind einst sang.

Refrain
Heile, heile Gänsje, ist bald wieder gut.
Kätzje hot e Schwänzje, ist bald wieder gut.
Heile, heile Mausespeck,
In hundert Jahr ist alles weg!

3.
Das Leben ist kein Tanzlokal,
Das Leben ist sehr ernst.
Es bringt so manche Herzensqual,
Wenn du es kennen lernst.
Doch brich´nicht unter seiner Last,
Sonst wärest du ein Tor,
Und trag´was du zu tragen hast,
Geduldig mit Humor.
Und denk´ Dein ganzes Leben lang,
Ans Lied, das Dir die Mutter sang –

Refrain
Heile, heile Gänsje, ist bald wieder gut.
Kätzje hot e Schwänzje, ist bald wieder gut.
Heile, heile Mausespeck,
In hundert Jahr ist alles weg!

4.
Wär ich einmal der Herrgott heut,
Dann wüßte ich nur eins:
Ich nähm´ in meine Arme weit
Mein arm´, zertrümmert Mainz
Und streichelte es sanft und lind
Und sagt: „Hab nur Geduld.
Ich bau dich wieder auf geschwind,
Du warst ja gar nicht schuld.
Ich mach´ Dich wieder wunderschön,
Du kannst, Du darfst nicht untergehe´n.“

Sänger Ernst Neger
Text Martin Mundo und Georg Zimmer

 
 
24 
 Oktober 
 
2015


 

DICHTUNG Friedrich Schiller
LESUNG Jürgen Goslar
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Es reden und träumen die Menschen viel
Von bessern künftigen Tagen,
Nach einem glücklichen goldenen Ziel
Sieht man sie rennen und jagen;
Die Welt wird alt und wird wieder jung,
Doch der Mensch hofft immer Verbesserung.

Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein,
Sie umflattert den fröhlichen Knaben,
Den Jüngling locket ihr Zauberschein,
Sie wird mit dem Greis nicht begraben.
Denn beschließt er im Grabe den müden Lauf,
Noch am Grabe pflanzt er – die Hoffnung auf.

Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne des Toren,
Im Herzen kündigt es laut sich an.
Zu was Besserm sind wir geboren!
Und was die innere Stimme spricht,
Das täuscht die hoffende Seele nicht.