Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

10 
 Juli 
 
2018


 

DICHTUNG Ferdinand von Saar
LESUNG Arnold Frank
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Willst du die Leiden dieser Erde,
Der Menschheit Jammer ganz versteh´n,
Musst du mit scheuer Gramgebärde,
Ein Kind im Stillen weinen seh´n;

Ein Kind, das eben fortgewichen
Aus frühlicher Gespielen Kreis
Und nun, vom ersten Schmerz beschlichen,
In Thränen ausbricht, stumm und heiß.

Du weißt nicht, was das kleine Wesen
So rauh und plötzlich angefasst –
Doch ist´s in seinem Blick zu lesen,
Wie es schon fühlt des Daseins Last.

Wie es sich bang und immer bänger
Zurück schon in sein Inn´res zieht,
Weil es Bedränger auf Bedränger
Mit leisem Schaudern kommen sieht.

Willst du die Leiden dieser Erde,
Der Menschheit Jammer ganz versteh´n:
Musst du mit scheuer Gramgebärde
Ein Kind im Stillen weinen seh´n.

 
 
13 
 Oktober 
 
2012

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DICHTUNG Georg Herwegh
LESUNG Frank Arnold
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Eurer sind viele, ihrer sind wenige.

Bet’ und arbeit’! ruft die Welt,
Bete kurz! denn Zeit ist Geld.
An die Türe pocht die Not –
Bete kurz! denn Zeit ist Brot.

Und du ackerst und du säst,
Und du nietest und du nähst,
Und du hämmerst und du spinnst –
Sag’, o Volk, was du gewinnst!

Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht,
Schürfst im Erz- und Kohlenschacht,
Füllst des Überflusses Horn,
Füllst es hoch mit Wein und Korn.

Doch wo ist dein Mahl bereit?
Doch wo ist dein Feierkleid?
Doch wo ist dein warmer Herd?
Doch wo ist dein scharfes Schwert?

Alles ist dein Werk! o sprich,
Alles, aber nichts für dich!
Und von allem nur allein,
Die du schmiedst, die Kette, dein?

Kette, die den Leib umstrickt,
Die dem Geist die Flügel knickt,
Die am Fuß des Kindes schon
Klirrt – o Volk, das ist dein Lohn.

Was ihr hebt ans Sonnenlicht,
Schätze sind es für den Wicht;
Was ihr webt, es ist der Fluch
Für euch selbst – ins bunte Tuch.

Was ihr baut, kein schützend Dach
Hat’s für euch und kein Gemach;
Was ihr kleidet und beschuht,
Tritt auf euch voll Übermut.

Menschenbienen, die Natur,
Gab sie euch den Honig nur?
Seht die Drohnen um euch her!
Habt ihr keinen Stachel mehr?

Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will.

Deiner Dränger Schar erblaßt,
Wenn du, müde deiner Last,
In die Ecke lehnst den Pflug,
Wenn du rufst: Es ist genug!

Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not!
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!

 
 
7 
 April 
 
2012


 

https://www.youtube.com/watch?v=NKgisXIAxQ4

Mir ist zu licht zum Schlafen,
Der Tag bricht in die Nacht,
Die Seele ruht im Hafen,
Ich bin so froh erwacht.

Ich hauchte meine Seele
Im ersten Kusse aus,
Was ist’s, daß ich mich quäle
Ob sie auch fand ein Haus.

Sie hat es wohl gefunden
Auf ihren Lippen schön,
O welche sel’ge Stunden,
Wie ist mir so geschehn!

Was soll ich nun noch sehen?
Ach, alles ist in ihr.
Was fühlen, was erflehen?
Es ward ja alles mir.

Ich habe was zu sinnen,
Ich hab’, was mich beglückt:
In allen meinen Sinnen
Bin ich von ihr entzückt.

 

Text Achim von Arnim
Lesung Frank Arnold
Bereitstellung wortlover