Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

20 
 Dezember 
 
2015


 

 


He shall feed his flock
aus: “Der Messias”
von Georg Friedrich Händel

 

He shall feed His flock
like a shepherd
and He shall gather
the lambs with His arm
and carry them
in his bosom,
and gently lead
those that are with young.

Come unto Him
all ye that labour,
come unto Him
that are heavy laden,
and He will give you rest.

Take His yoke
upon you,
and learn of Him,
for He is meek
and lowly of heart,
and ye shall find rest
unto your souls.

Er wird seine Herde weiden
wie ein Hirte;
und er wird sammeln
die Lämmer in seinen Arm
und sie tragen
an seinem Busen.
und sanft führen,
diejenigen, die Junge haben.

Kommt her zu ihm,
diejenigen, die ihr leidet,
kommt her zu ihm,
die schwer beladen sind,
und er wird euch Ruhe geben.

Nehmt sein Joch
auf euch
und lernt von ihm,
denn er ist sanftmütig
und demutsvoll von Herzen,
und ihr werdet Ruhe finden
für eure Seelen.

 
 
9 
 Mai 
 
2015


 

 
Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein
 

Gedichte eines Lebendigen (Band 1) – Das Lied vom Hasse (1:44)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Bekämpft sie ohne Unterlass,
Die Tyrannei auf Erden.
Und heiliger wird unser Hass
Als unsre Liebe werden.

Bis unsre Hand in Asche stirbt,
Soll sie vom Schwert nicht lassen.
Wir haben lang genug geliebt
Und wollen endlich hassen!

Aufruf (2:49)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Reißt die Kreuze aus der Erden!
Alle sollen Schwerter werden!
Gott im Himmel wirds verzeihn.
Lasst, o lasst das Verseschweißen!
Auf den Amboss legt das Eisen!
Heiland soll das Eisen sein.

Gott im Himmel wirds verzeihn.
Gen Tyrannen und Philister!
Auch das Schwert hat seine Priester,
Und wir wollen Priester sein!
Reißt die Kreuze aus der Erden!
Alle sollen Schwerter werden!

Aus der Schweiz (3:43)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Ich habe nun ein freies Land gefunden.
Doch nirgends sind auf Rosen wir gebettet,
Und ist mein Leib nicht eben angekettet,
Bleibt ewig mir die Seele doch ans Vaterland gebunden.
Gedichte eines Lebendigen (Band 1) – Leicht Gepäck (4:21)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Ich bin ein freier Mann und singe
Mich wohl in keines Fürsten Gunst.
Und alles, was ich mir erringe,
Ist Gottes lieber Himmelsdunst.

Ich habe keine stolze Feste,
Von der man Länder übersieht.
Ich wohn als Vogel nur im Neste.
Mein ganzer Reichtum ist mein Lied.

Gedichte eines Lebendigen (Band 1) – Wer ist frei? (5:01)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Der ist allein ein freier Mann,
Und seiner sei gedacht,
Der sie sich selbst verdienen kann,
Die Freiheit in der Schlacht.
An den König von Preußen (6:13)
Georg Herwegh (1817 – 1875)
Einst hat Graf Platen es gewagt,
Mit seinem Lied, als du noch Kronprinz warst,
Vor dich zu treten.
Du weißt noch, wie er unverzagt
Die Tyrannei bei dir verklagt
Und dich um deinen Schutz gebeten.
Um Schutz für jenes Polenland,
Das blutend vor dem Himmel stand
Und keine, keine Hilfe fand
Als die Verzweiflung des Poeten.

Lebt Platen noch, er würde heut
Dich aus dem süßen Schlummer stören.
Obwohl die Welt dir Weihrauch streut
Und jeden Siegerkranz dir beut,
Sein stolzes Haupt würd sich empören.
Er spräch dem falschen Jubel Hohn
Und nahte zornig deinem Thron.
Tot ist dein Vater. Du, der Sohn,
Der mächtig ist, du solltest auf ihn hören.

Doch Platen schläft am fernen Meer,
Und Polen ist durch uns verloren.
In Ehrfurcht tret ich zu dir her.
Wirf nach dem Dichter nicht den Speer,
Weil eine Hütte ihn geboren.
Weil er vor dir, dem Fürst, den Mut
Zu flehn hat für dein eigen Gut,
Zu flehen für dein eigen Blut,
Fürs deutsche Volk, dem du geschworen!

Das ratlos auseinander irrt,
Mein Volk soll dir entgegenflammen.
Steh auf und sprich: »Ich bin der Hirt,
Der eine Hirt, der eine Wirt,
Und Herz und Haupt, sie sind beisammen!«

 
 
15 
 April 
 
2012


 

aus: “Sebastian im Traum”

Voll Früchten der Hollunder; ruhig wohnte die Kindheit
In blauer Höhle. Über vergangenen Pfad,
Wo nun bräunlich das wilde Gras saust,
Sinnt das stille Geäst; das Rauschen des Laubs

Ein gleiches, wenn das blaue Wasser im Felsen tönt.
Sanft ist der Amsel Klage. Ein Hirt
Folgt sprachlos der Sonne, die vom herbstlichen Hügel rollt.

Ein blauer Augenblick ist nur mehr Seele.
Am Waldsaum zeigt sich ein scheues Wild und friedlich
Ruhn im Grund die alten Glocken und finsteren Weiler.

Frömmer kennst du den Sinn der dunklen Jahre,
Kühle und Herbst in einsamen Zimmern;
Und in heiliger Bläue läuten leuchtende Schritte fort.

Leise klirrt ein offenes Fenster; zu Tränen
Rührt der Anblick des verfallenen Friedhofs am Hügel,
Erinnerung an erzählte Legenden; doch manchmal erhellt sich die Seele,
Wenn sie frohe Menschen denkt, dunkelgoldene Frühlingstage.

 

Dichtung Georg Trakl
Lesung Frederik Kranemann
Bereitstellung Der Critische Musicus