Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

2 
 April 
 
2012

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Fremd bin ich eingezogen,
Fremd zieh ich wieder aus.
Der Mai war mir gewogen
Mit manchem Blumenstrauß.
Das Mädchen sprach von Liebe,
Die Mutter gar von Eh’ –
Nun ist die Welt so trübe,
Der Weg gehüllt in Schnee.

Ich kann zu meiner Reisen
Nicht wählen mit der Zeit:
Muß selbst den Weg mir weisen
In dieser Dunkelheit.
Es zieht ein Mondenschatten
Als mein Gefährte mit,
Und auf den weißen Matten
Such ich des Wildes Tritt.

Was soll ich länger weilen,
Daß man mich trieb’ hinaus?
Laß irre Hunde heulen
Vor ihres Herren Haus!
Die Liebe liebt das Wandern,
Gott hat sie so gemacht –
Von einem zu dem andern –
Fein Liebchen, gute Nacht!

Will dich im Traum nicht stören,
Wär schad um deine Ruh,
Sollst meinen Tritt nicht hören –
Sacht, sacht die Türe zu!
Schreib im Vorübergehen
Ans Tor dir gute Nacht,
Damit du mögest sehen,
An dich hab ich gedacht.

 

Textdichter Wilhelm Müller
Lesung Jürgen Hentsch
Bereitstellung wortlover

 
 
1 
 April 
 
2012

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DICHTUNG Theodor Fontane
LESUNG Otto Sander
BEREITSTELLUNG wortlover



»Ich hab’ es getragen sieben Jahr,
und ich kann es nicht tragen mehr,
wo immer die Welt am schönsten war,
da war sie öd’ und leer.

Ich will hintreten vor sein Gesicht
in dieser Knechtsgestalt,
er kann meine Bitte versagen nicht,
ich bin ja worden alt,

Und trüg’ er noch den alten Groll,
frisch wie am ersten Tag,
so komme, was da kommen soll,
und komme, was da mag.«

Graf Douglas sprichts. Am Weg ein Stein
lud ihn zu harter Ruh’,
er sah in Wald und Feld hinein,
die Augen fielen ihm zu.

Er trug einen Harnisch, rostig und schwer,
darüber ein Pilgerkleid, –
da horch, vom Waldrand scholl es her
wie von Hörnern und Jagdgeleit.

Und Kies und Staub aufwirbelte dicht,
herjagte Meut’ und Mann,
und ehe der Graf sich aufgericht’t,
waren Roß und Reiter heran.

König Jakob saß auf hohem Roß,
Graf Douglas grüßte tief,
dem König das Blut in die Wangen schoß,
der Douglas aber rief:

»König Jakob, schaue mich gnädig an
und höre mich in Geduld,
was meine Brüder dir angetan,
es war nicht meine Schuld.

Denk nicht an den alten Douglas-Neid,
der trotzig dich bekriegt,
denk lieber an deine Kinderzeit,
wo ich dich auf den Knieen gewiegt.

Denk lieber zurück an Stirling-Schloß,
wo ich Spielzeug dir geschnitzt,
dich gehoben auf deines Vaters Roß
und Pfeile dir zugespitzt.

Denk lieber zurück an Linlithgow,
an den See und den Vogelherd,
wo ich dich fischen und jagen froh
und schwimmen und springen gelehrt.

O denk an alles, was einsten war,
und sänftige deinen Sinn,
ich hab’ es gebüßet sieben Jahr,
daß ich ein Douglas bin.«

»Ich seh’ dich nicht, Graf Archibald,
ich hör’ deine Stimme nicht,
mir ist, als ob ein Rauschen im Wald
von alten Zeiten spricht.

Mir klingt das Rauschen süß und traut,
ich lausch’ ihm immer noch,
dazwischen aber klingt es laut:
Er ist ein Douglas doch.

Ich seh dich nicht, ich höre dich nicht,
das ist alles, was ich kann,
ein Douglas vor meinem Angesicht
wär’ ein verlorener Mann.«

König Jakob gab seinem Roß den Sporn,
bergan ging jetzt sein Ritt,
Graf Douglas faßte den Zügel vorn
und hielt mit dem Könige Schritt.

Der Weg war steil, und die Sonne stach,
und sein Panzerhemd war schwer;
doch ob er schier zusammenbrach,
er lief doch nebenher.

»König Jakob, ich war dein Seneschall,
ich will es nicht fürder sein,
ich will nur warten dein Roß im Stall
und ihm schütten die Körner ein.

Ich will ihm selber machen die Streu
und es tränken mit eigner Hand,
nur laß mich atmen wieder aufs neu
die Luft im Vaterland.

Und willst du nicht, so hab’ einen Mut,
und ich will es danken dir,
und zieh dein Schwert und triff mich gut
und laß mich sterben hier.«

König Jakob sprang herab vom Pferd,
hell leuchtete sein Gesicht,
aus der Scheide zog er sein breites Schwert,
aber fallen ließ er es nicht.

»Nimm’s hin, nimm’s hin und trag es neu,
und bewache mir meine Ruh’,
der ist in tiefster Seele treu,
der die Heimat liebt wie du.

Zu Roß, wir reiten nach Linlithgow,
und du reitest an meiner Seit’,
da wollen wir fischen und jagen froh
als wie in alter Zeit.«

 
 
31 
 März 
 
2012

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Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!

 

 
An Ihro Gnaden (0:51)
Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 – 1791)

Es kennen Ihro Gnaden
Redouten, Maskeraden,
Die Moden der Koketten
Und deren Toiletten.
Sie sprechen mit der Base
Französisch durch die Nase.
Auf Deutschland tun sie schimpfen
Vornehm mit Nasenrümpfen!
Der Bürger wird verachtet,
Weil er nach Gleichheit trachtet.
Uns straft ihr kühner Tadel.
Mein Gott! Sie sind von Adel!

 

 
Die Forelle (2:28)
Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 – 1791)

In einem Bächlein helle,
Da schoss in froher Eil
Die launige Forelle
Vorüber wie ein Pfeil.
Ich stand an dem Gestade
Und sah in süßer Ruh
Des muntern Fisches Bade
Im klaren Bächlein zu.

Ein Fischer mit der Rute
Wohl an dem Ufer stand
Und sahs mit kaltem Blute
Wie sich das Fischlein wand.
So lang dem Wasser Helle,
So dacht ich, nicht gebricht,
So fängt er die Forelle
Mit seiner Angel nicht.

Doch plötzlich ward dem Diebe
Die Zeit zu lang. Er macht
Das Bächlein tückisch trübe.
Und eh ich es gedacht,
So zuckte seine Rute.
Das Fischlein zappelt dran.
Und ich mit regem Blute
Sah die Betrogne an.

Die ihr am goldnen Quelle
Der sichern Jugend weilt,
Denkt doch an die Forelle.
Seht ihr Gefahr, so eilt!
Meist fehlt ihr nur aus Mangel
An Klugheit. Mädchen, seht
Verführer mit der Angel!
Sonst blutet ihr zu spät.

 

 
Der gnädige Löwe (4:36)
Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 – 1791)

Der Tiere schrecklichstem Despoten
Kam unter Knochenhügeln hingewürgter Toten
Ein Trieb zur Großmut plötzlich an.
Komm, sprach der gnädige Tyrann
Zu allen Tieren, die in Scharen
Vor seiner Majestät voll Angst versammelt waren,
Komm her, beglückter Untertan,
Nimm dieses Beispiel hier von meiner Gnade an!
Seht, diese Knochen schenk ich euch! –
Dir, rief der Tiere sklavisch Reich,
Ist kein Monarch an Gnade gleich! –
Und nur ein Fuchs, der nie den Ränken
Der Schüler Machiavells geglaubt,
Brummt in den Bart: Hm, was man uns geraubt
Und bis aufs Bein verzehrt, ist leichtlich zu verschenken!

 

 
Der Gefangene (7:21)
Christian Friedrich Daniel Schubart (1739 – 1791)

Gefangner Mann, ein armer Mann!
Durchs schwarze Eisengitter
Starr ich den fernen Himmel an
Und wein und seufze bitter.

Mir ist der Mond so gelb, so bleich,
Er wallt im Witwenschleier.
Die Sterne sind mir Fackeln gleich
Bei einer Totenfeier.

Was hilft mir Tau und Sonnenschein
Im Blütenkelch der Rose?
Denn nichts ist mein, ach! nichts ist mein,
Im Muttererdenschoße.

Kann nimmer an der Gattin Brust,
Nicht an der Kinder Wangen,
Mit Gattenwonne, Vaterlust,
In Himmelstränen hangen.

Gefangner Mann, ein armer Mann!
Fern von den Lieben allen
Muss ich des Lebens Dornenbahn
In Schauernächten wallen.

Was hab ich, Fürsten, euch getan?
Kommt doch und seht mich Armen!
Gefangner Mann! Ein armer Mann!
Ach, habt mit mir Erbarmen!