Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

29 
 Juli 
 
2017


 


Die Zauberflöte
Bei Männern, welche Liebe fühlen…

PAMINA
Bei Männern, welche Liebe fühlen,
Fehlt auch ein gutes Herze nicht.

PAPAGENO
Die süssen Triebe mitzufühlen,
Ist dann der Weiber erste Pflicht.

PAMINA, PAPAGENO
Wir wollen uns der Liebe freun,
Wir leben durch die Lieb’ allein.

PAMINA
Die Lieb’ versüsset jede Plage,
Ihr opfert jede Kreatur.

PAPAGENO
Sie würzet unsre Lebenstage,
Sie wirkt im Kreise der Natur.

PAMINA, PAPAGENO
Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an,
Nichts Edlers sei, als Weib und Mann.
Mann und Weib, und Weib und Mann,
Reichen an die Gottheit an.

Die “Pflicht des Mitfühlens” sollte über beiden Geschlechtern ausgesprochen werden, damit das Duett “Beziehung” sich im harmonischen Zweiklang erfindet…

 
 
28 
 Juli 
 
2017


 

Der Grabstein gelebter Güte

 
Musik
Ludwig van Beethoven [1]Klavierkonzert Nr. 5, Op. 73, II. Adagio

[ Bemerkung zum Text ] [2] Ich distanziere mich explit zu Bezügen aus meinem privaten Umfeld, die rein zufällig wären und der Text darüberhinaus dem Jahre 1999(?) entstammt. Lediglich die Verortung im Gedichtezyklus “Mnemosynes Geleit” war angedacht.

Orpheus’ Trost

Im tanzenden gleisen Morgenlichte
des munteren Lebenstaumels
schimmert silberner Inschrift
kühl der Marmor:

Heil der schönen Trösterseele,
dein wahrer Glanz verblasset nie!

Dein Erdenstreif umging den Pfad
der unbeschwerten Sinneslust,
beschritt getreu den Dornenweg,
den schmalen Steig der Tugendlast.


Allzu früh im Jugendgarten
flammte dir der Toteninsel
Fackelruf! Ein köstlich Los ward
dir zuteil, der Götter Liebling,
die treu die Ihren im Schoße empfangen.

Wohlan, Teure, Morpheus’ Lager rufet dich,
hebe dich getrost in Charons sich’ren Kahn!

* * *

Eines Wanderers forschendes Auge
streifet über die flüsternden Lettern
und wieget bedächtig das Herz.

Der stählerne Blick, er zerbricht
und schmilzt bestürmt zur Tränensaat.

Die heilige Erde,
benetzt von dem salzigen Kleinod,
sie atmet und haucht der Verstorbenen Geist
mit rankem Bemüh’n in das Ohr:

„Siehe,
wie rings umher auf lichtgeschwellter Heide
der reichen Apfelbäume Blütenschar
an Helios’ Liebesstreiche sich erlabt,
dass jedes weilend Auge sich
mit trunk’nem Sinn daran erfreuet.

Auch dieses Schmuckgewande welkt,
entweicht und muss entweichen höher’m Glücke,
das waltende Zepter dazureichen
der eigentlichen Segensfrucht.

Wenn des Samens fahle Hülle nicht erstirbt,
vermag der Spross aus ewigem Schattenreiche
nimmer sich erheben.

Es ziert der Venus wahre Gunst,
wenn flücht’ger Dunst der nieder’n Kunst
entflieht und Schönes Schöneres gebiert.“
→ zu Mnemosynes Geleit
Eherne Welt

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22 
 Juli 
 
2017


 

[1]Bild-Quelle: Holyday Check
 
Musik
Ludwig van Beethoven [2]Sinfonie Nr.7 – Allegretto (Auszug)
[ Bemerkung zum Text ] [3] Ich distanziere mich explit zu Bezügen aus meinem privaten Umfeld, die rein zufällig wären und der Text darüberhinaus dem Jahre 2001(?) entstammt. Lediglich die Verortung im Gedichtezyklus “Mnemosynes Geleit” war angedacht.

Ruhestatt

Deinem gleisenden Sonnentempel gleich,
strahlender Helios,
der nach weilender Siegesmacht
nachtesnahend nunmehr den matten Heldentod
blutzerfließend im finst’ren Schattenmeer erstirbt,
so lass der Seele wankender Säulenbau mir erbeben!

Lass die meinige Schmerzensglut
im heilenden Lebensschoße weiblichen Gefildes
in laut’ren Marmortränen sich ergießen
und Lind’rung widerfahren!

Lass schmiegender Hände Streicheswalten
die aufgescheuchten Seelenwogen
besänftigend mir ebnen!

Lass den fliederduften Haareswall
mich bergen in seinem schattigen Elysium,
entreißend dem irdischen Wahne,
des Schicksals rauer Odem!

Lass im flammenden Augenschein ruhenden Trostes
der Seele Einklang mich erlauschen
und dann in ihres Schoßes Purpurmantel,
seligste aller Stätten,
auf ewig mich versenken! [4]Heimkehr - Hans Adolf Bühlerhttps://www.lyrik-klinge.de/wp-content/uploads/heimkehr_hans_adolf_buehler.jpg 441w" sizes="(max-width: 400px) 100vw, 400px" />
Hans Adolf Bühler (1877-1951)
→ zu Mnemosynes Geleit
Eherne Welt

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