2 September 2016 |
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Heilig Wesen! gestört hab ich die goldene
Götterruhe dir oft, und der geheimeren,
Tiefern Schmerzen des Lebens
Hast du manche gelernt von mir.
O vergiß es, vergib! gleich dem Gewölke dort
Vor dem friedlichen Mond, geh ich dahin, und du
Ruhst und glänzest in deiner
Schöne wieder, du süßes Licht!
Textdichter | Friedrich Hölderlin | |
Lesung | Christian Brückner |
30 August 2016 |
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Schon seit einiger Zeit habe ich im Back-End meines Blogs sämtliche Plugins (Apps) deaktiviert, die mir Einsicht in den Besucherstrom meiner Internetseite gewährt hatten, z.B. Herkunftsland des Besuchers, Aufruf bestimmter (Goethe-)Seiten, Suchbegriffe, …
So soll es auch bleiben.
Denn mehr und mehr wurde mir dieses nichtssagende, unreflektive “tote Datenmaterial” zu einem leblosen Bitmuster noch lebloseren Zahlenknäuels, durchaus für das Auge [1]magic eye in einer freudigen Balkengrafik anschaulich stilisiert, aber im Grunde doch zum blanken, isolierten Byte erstorben, wie Reihengräber angelegt auf eines stillen Servers Friedhofstätte.
Es fehlten mir die Pointer, die assoziativen Datenfelder zum eigentlichen menschlichen Antlitz, zum Wesen(tlichen).
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Einstimmen darf ich nun in Paul Gerhardts Abendlied und mich aufs eigentliche Schreiben wiederum besinnen:
Nun ruhen alle Wälder [2]Binärbäume für Suchprozesse,
Vieh, Menschen, Städt’ und Felder [3]endlose Datenfelder,
es schläft die ganze Welt [4]geräuschloser Server;ihr aber, meine Sinnen,
auf, auf, ihr sollt beginnen,
was eurem Schöpfer wohlgefällt [5]eigentlicher Schreibprozess.
Fußnoten
19 Februar 2016 |
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DICHTUNG | Max von Schenkendorf | |
LESUNG | Hanns Zischler | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
Freiheit, die ich meine,
Die mein Herz erfüllt,
Komm mit deinem Scheine,
Süßes Engelbild!
Magst du nie dich zeigen
Der bedrängten Welt?
Führest deinen Reigen
Nur am Sternenzelt?
Auch bei grünen Bäumen
In dem lust’gen Wald,
Unter Blütenträumen
Ist dein Aufenthalt.
Ach! das ist ein Leben,
Wenn es weht und klingt,
Wenn dein stilles Weben
Wonnig uns durchdringt.
Wenn die Blätter rauschen,
Süßen Freundesgruß,
Wenn wir Blicke tauschen,
Liebeswort und Kuß.
Aber immer weiter
Nimmt das Herz den Lauf.
Auf der Himmelsleiter
Steigt die Sehnsucht auf.
Aus den stillen Kreisen
Kommt mein Hirtenkind,
Will der Welt beweisen,
Was es denkt und minnt.
Blüht ihm doch ein Garten,
Reift ihm doch ein Feld
Auch in jener harten
Steinerbauten Welt.
Wo sich Gottes Flamme
In ein Herz gesenkt,
Das am alten Stamme
Treu und liebend hängt;
Wo sich Männer finden,
Die für Ehr’ und Recht
Mutig sich verbinden,
Weilt ein frei Geschlecht.
Hinter dunklen Wällen,
Hinter ehrnem Tor
Kann das Herz noch schwellen
Zu dem Licht empor;
Für die Kirchenhallen,
Für der Väter Gruft,
Für die Liebsten fallen,
Wenn die Freiheit ruft.
Das ist rechtes Glühen,
Frisch und rosenrot:
Heldenwangen blühen
Schöner auf im Tod.
Wollest auf uns lenken
Gottes Lieb’ und Lust,
Wollest gern dich senken
In die deutsche Brust.
Freiheit, holdes Wesen,
Gläubig, kühn und zart,
Hast ja lang erlesen,
Dir die deutsche Art.