18 Juni 2016 | |
Edgar Allan Poe (1799– 1853)
Nur wenig Freudevolles birgt.
Ich klage nicht, dass ein Augenblick
Die Liebe der Mutter verwirkt.
Ich klage nicht, dass mehr an Glück
Der Einsame hat als ich,
Weil ihr ja sorgt um mein Geschick
Auf meines Lebens Wanderung – um mich!
Edgar Allan Poe (1799– 1853)
Ich sah nicht so, wie andre sahn.
Was mich ergriff zu Lust und Pein,
Das musste ungewöhnlich sein.
Edgar Allan Poe (1799– 1853)
Da war es, da lebte sie –
Lang, lang ist es her – und man hat sie gekannt
Mit dem Namen Annabel Lee.
Voll Schönheit – und mich liebte sie.
In dem Königreich an des Meeres Strand
Ein Kind war ich, war sie,
Doch wir liebten mit Liebe, die wir nur gekannt,
Nur ich und nur Annabel Lee –
Mit Liebe, dass strahlende Engel selbst
Beneideten mich um sie.
Und das war der Grund, dass im vorigen Jahr
Die Luft kalte Winde spie,
Die frostig durchfuhrn ihren Leib und das Haar
Meiner schönen Annabel Lee.
Und Engel kamen durch eisige Luft,
Und ach! Sie entführten mir sie,
Um sie einzuschließen in Grab und Gruft,
Meine schöne Annabel Lee.
Kein Mondenlicht blinkt, das nicht Träume mir bringt
Von der schönen Annabel Lee.
Jedes Sternlein, das steigt, hell die Augen mir zeigt
Von der schönen Annabel Lee.
Und so jede Nacht lieg zur Seite ich sacht
Bei der Geliebten in bräutlicher Pracht:
Am Meer dort bei Annabel Lee.
Im Grab dort bei Annabel Lee.
Edgar Allan Poe (1799– 1853)
Die Engel, wenn sie Liebe-Worte nennen,
Kein heiliger und sanfter Wort
Als »Mutter« flüstern können.
Bei diesem süßen Namen nannt ich jene,
Die mir einst mehr als eine Mutter war.
Nach der ich mich in allen Frauen sehne:
Virginia, Geliebte immerdar.
28 Dezember 2012 | |
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Er ist’s (0:05)
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Frühling läßt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte
süße wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon
wollen balde kommen
horch,von fern ein leiser Harfenton
Frühling ja du bist`s
dich hab ich vernommen.
Pastoralerfahrung (0:56)
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Meine guten Bauern freuen mich sehr.
Eine scharfe Predigt ist ihr Begehr.
Und wenn man es mir nicht verdenkt,
Sag ich, wie das zusammenhängt.
Sonnabend, wohl nach Elfe spat,
Im Garten stehlen sie mir den Salat.
In der Morgenkirch mit guter Ruh
Erwarten sie den Essig dazu.
Der Predigt Schluss fein linde sei:
Sie wollen gern auch Öl dabei.
Peregrina (2:08)
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Die Liebste, sagt man, steht am Pfahl gebunden,
Geht endlich arm, zerrüttet, unbeschuht.
Ihr edles Haupt weiß nicht mehr, wo es ruht.
Mit Tränen netzet sie der Füße Wunden.
Ja, Peregrinen hab ich so gefunden!
Schön war ihr Wahnsinn, ihrer Wange Glut.
Noch scherzend in der Frühlingsstürme Wut
Und wilde Kränze in das Haar gewunden.
Wars möglich, solche Schönheit zu verlassen?
So kehre wieder mir das alte Glück!
O komm, in meine Arme dich zu fassen!
Doch weh! o weh! was soll mir dieser Blick?
Sie küßt mich ohne Liebe, ohne Hassen.
Sie kehrt sich ab und kehrt mir nie zurück.
Das verlassene Mägdlein (3:32)
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Früh, wenn die Hähne krähn,
Eh die Sternlein verschwinden,
Muss ich am Herde stehn,
Muss Feuer zünden.
Schön ist der Flammen Schein.
Es springen die Funken.
Ich schaue so drein,
In Leid versunken.
Plötzlich, da kommt es mir,
Treuloser Knabe,
Dass ich die Nacht von dir
Geträumet habe.
Träne auf Träne dann
Stürzet hernieder.
So kommt der Tag heran –
O ging er wieder!
Erstes Liebeslied eines Mädchens (4:39)
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Was im Netze? Schau einmal!
Aber ich bin bange.
Greif ich einen süßen Aal?
Greif ich eine Schlange?
Schon schnellt mirs in Händen!
Ach Jammer! o Lust!
Mit Schmiegen und Wenden
Mir schlüpfts an die Brust.
Es beißt sich, o Wunder!
Mir keck durch die Haut.
Schießts Herze hinunter!
O Liebe, mir graut!
Was tun, was beginnen?
Das schaurige Ding,
Es schnalzet da drinnen,
Es legt sich im Ring.
Gift muss ich haben!
Hier schleicht es herum.
Tut wonniglich graben
Und bringt mich noch um!
Denk es, o Seele! (7:30)
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Ein Tännlein grünet wo,
Wer weiß, im Walde.
Ein Rosenstrauch, wer sagt,
In welchem Garten!
Sie sind erlesen schon,
Denk es, o Seele,
Auf deinem Grab zu wurzeln
Und zu wachsen.
Zwei schwarze Rösslein weiden
Auf der Wiese.
Sie kehren heim zur Stadt
In muntern Sprüngen.
Sie werden schrittweis gehn
Mit deiner Leiche
Vielleicht, vielleicht noch eh
An ihren Hufen
Das Eisen los wird,
Das ich blitzen sehe!
30 September 2012 | |
DICHTUNG | Ingeborg Bachmann | |
LESUNG | Christian Brückner | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
Augen, meine lieben Fensterlein,
Gebt mir schon so lange holden Schein,
Lasset freundlich Bild um Bild herein:
Einmal werdet ihr verdunkelt sein!
Fallen einst die müden Lider zu,
Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh;
Tastend streift sie ab die Wanderschuh‘,
Legt sich auch in ihre finstre Truh.
Noch zwei Fünklein sieht sie glimmend stehn,
Wie zwei Sternlein innerlich zu sehn,
Bis sie schwanken und dann auch vergehn,
Wie von eines Falters Flügelwehn.
Doch noch wandl‘ ich auf dem Abendfeld,
Nur dem sinkenden Gestirn gesellt;
Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,
Von dem goldnen Überfluß der Welt!